“Plandampf”, ein gar nicht mal so neuer Begriff, ist eines der wenigen Worte, die es aus dem Deutschen sogar ins Englische geschafft haben. Als die Regelspurdampf in der DDR der 80er Jahre auf ihr Ende zusteuerte, hatte sich im Rahmen der Eisenbahntraditionspflege ein bemerkenswerter Park an historischen Dampf-, E- und Diesel-Loks inklusive Wagenmaterial angesammelt.

Auf Wunsch der Bahnbetriebswerke und Pflegepersonale wurden diese Fahrzeuge, neben ihrem offiziellen Einsatz für Sonderfahrten, von Zeit zu Zeit ebenso dazu genutzt, fahrplanmäßige Züge zu bespannen. Dies tat man am liebsten an offiziellen Feiertagen, wie etwa dem 1. Mai, dem Tag der Arbeit, oder am 7. Oktober, dem Nationalfeiertag der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), sowie vor dem Ablauf der Gewährleistungsfristen der Loks. Des Weiteren setzte man sie auch für Personalschulungen ein.

Die Voraussetzungen für ihren Wiedereinsatz waren optimal: Die benötigte Dampflokinfrastruktur sowie geeignete Zugleistungen waren noch vorhanden, es gab erfahrenes Personal und ein Anlass das Dampfross mal wieder auf die Reise zu schicken, war rasch gefunden – und sei aus so einem rationalen Grund wie etwa dem Sparen des streng bemessenen Dieselkraftstoffs. Eisenbahnfreunden waren also noch Jahre nach dem Ende des “Plan-Plandampfs” unvergessliche Erlebnisse beschert.

Auch wenn die Plandampf Anfang der 90er Jahre, beflügelt von den neuen ökonomischen Verhältnissen in Ostdeutschland, einen kurzen Aufschwung erlebte und Klaus Wilmsmeyer und Robin Garn zu einem erneuten Plandampf-Boom beitrugen, veränderte sich mit der darauf folgenden Bahnreform alles. Fahrzeuge, deren Frist abgelaufen war, wurden vermehrt abgestellt oder verkauft, sodass die Anlagen aus der Dampflokzeit sukzessive von der Bildfläche verschwanden. Eisenbahnvereine, die an vielen Orten entstanden, konnten diese Entwicklung nur schwer ausgleichen.

Doch darf eine derart einzigartige Epoche einfach so zu Ende gehen?

Die Geburtsstunde des Plandampfteams

Dr. Uwe Knoblauch, Henry Riedel und Stefan Lohr, die sich bereits von einem gemeinsamen Hobby, der Eisenbahnfotografie, kannten, beschlossen ihre Kräfte und Fähigkeiten zu vereinen und sich aktiv für die Traditionspflege einzusetzen. Ihre Idee wurde 2001 in die Tat umgesetzt: Für einen großen Kreis von Enthusiasten aus dem In- und Ausland wurden Plandampfveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Güterverkehr organisiert.

Die Veranstaltungen wurden nach dem Solidarprinzip von den Teilnehmern finanziert und entwickelten sich schon bald auch für Eisenbahnvereine und Eisenbahnfreunde zu einer festen Institution. Vor allem Thüringen stand mit seinen landschaftlich reizvollen und steigungsreichen Mittelgebirgsbahnen im Fokus. So wurde der herbstliche Treff im Schatten der Wartburg zur Selbstverständlichkeit.

Doch mit der Zeit veränderte sich auch die Landschaft zwischen Saale und Werra. Um dem Qualitätsanspruch authentischer Züge weiterhin genügen zu können, wurden Ost- und Südosteuropa als Zielgebiete erschlossen. Dort sind Eisenbahn, Personal wie auch das Ambiente vielerorts noch so wie zum Ende der Dampflokepoche – das Leben hat dort eben ein anderes Tempo und setzt andere Prioritäten. Das Plandampfteam hatte es sich zum Ziel gesetzt, diese authentische Schönheit auf Foto und Film so lange festzuhalten, wie es noch möglich ist.

Ein paar Worte zur Dampflok

Dampflok ist die Kurzform für Dampflokomotive, wobei nach wie vor gerne die Metapher “Dampfross” verwendet wird. Die Dampflokomotive zeichnet sich in ihrer Bauform dadurch aus, dass sie von Wasserdampf angetrieben wird. Am weitesten verbreitet ist die Regelbauart mit Kolbendampfmaschine samt Kurbeltrieb-Fahrwerk sowie Dampferzeuger. Daneben existieren noch Sonderbauarten wie Zahnraddampflokomotiven, feuerlose Lokomotiven, Hochdruck- und Kondenslokomotiven, Loks mit Turbinen- oder Einzelachsantrieb.

Als die ersten selbstfahrenden, maschinell betriebenen Schienenfahrzeuge, dominierten die Dampfloks den Schienenverkehr von ihrer Entstehung an bis in die 1950er Jahre hinein. Außerdem spielten sie eine Schlüsselrolle in der darauf folgenden rasanten Entwicklung der Transporttechnik sowie des Handels im nationalen und internationalen Raum. Mit dem Aufkommen fortschrittlicherer Antriebstechnologien wurden die Dampfloks aufgrund ihrer Ineffizienz wie auch des hohen Wartungs-, Bedingungs- und Reparaturaufwands allmählich durch Elektortrieb- sowie Dieselfahrzeuge ersetzt. Zum Teil wurden sogar Dampflokverbote erlassen! Seit den 70er Jahren gilt der Neubau von Dampflokomotiven als eine Rarität.